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Verena Schatz / Glas Maker Space

Seitlich in der Mitte des Studios von Verena Schatz steht der Glasschmelz-Ofen der Glasbläserin und die Hitze von 1.160 Grad Celsius schlägt uns entgegen als wir in die Nähe kommen. Wir sind in St. Konrad, im Idyll des Almtals in Oberösterreich, und nehmen an einem Glasbläser Workshop der Künstlerin teil. Eines verstehen wir sofort: Ab dem Moment, in dem sich eine kleine Menge Glas auf dem langen Metallstab befindet, muss der Stab und mit ihm das Glas ständig in Bewegung bleiben – und am Besten macht man alles gleichzeitig. Das ist auch der Grund, weshalb Verena uns als Glasmacherin und Expertin von Schritt eins an zur Seite steht und mithilft: aber langsam … Schritt für Schritt:

08. Oktober 2025

Die Hitze des Glasschmelz-Ofens schlägt uns brennend entgegen als wir eine kleine Menge flüssigen Glases aus dem heißen Ofen auf unseren Stab bringen. „Es ist wie Honig aus dem Honigglas holen“, erklärt Verena uns den ersten Arbeitsschritt. Der Metallstab in unseren Händen ist vorgewärmt, weil flüssiges Glas nicht an einem kalten Metallstab haften würde. Ab dem Moment, an dem sich die flüssige Materie an dem Stab befindet, sind wir ständig in Bewegung und drehen den Stab langsam und gleichmäßig während wir ihn mit dem Glastropfen aus dem Ofen ziehen.

Das Material wirkt fast lebendig: zäh, schimmernd, formbar und doch widerspenstig. Verena erklärt uns, dass wir den Stab zu jeder Zeit waagrecht oder leicht nach unten gebeugt halten sollen, um den Tropfen und später auch die Glaskreation auf dem Stab zu halten, während wir – mit leichten Drehbewegungen – den Metallstab auf der Werkbank ablegen. Schon ein winziger Dreh, ein zu kräftiger Atemstoß und die Form verändert sich. Ich merke schnell, dass Glasbläserei nichts mit Routine, sondern mit Achtsamkeit und Geschick zu tun hat. Man arbeitet nicht nur mit dem eigenen Körper, sondern auch gegen die Zeit: Das Glas kühlt rasch aus und erstarrt.

Während ich versuche, meine erste kleine Kugel zu formen, erzählt Verena von der langen Tradition des Handwerks. Schon die alten Ägypter kannten Glas, doch erst in Syrien entdeckte man vor 2000 Jahren die Technik des Glasblasens. Im 15.-17. Jahrhundert erreichte die Glaskunst in Venedig auf Murano ihren Höhepunkt.

„Glas ist zickig“, erklärt uns Verena, die sich schon seit über 20 Jahren ganz dem Medium Glas widmet und ergänzt, dass Glas schnell schlechter zu bearbeiten ist, wenn es zu kalt wird. Deshalb gehen wir sofort mit der geformten Kugel zurück an den Glasschmelz-Ofen, um das Medium erneut zu erhitzen und flüssig(er) zu schmelzen. Vor der großen Hitze des Ofens schützen wir unseren Unterarm mit einem langen Stoffärmel, vor der Hitze des Glases an der Werkbank mit einem Holzspatel.

Diejenigen von uns, die die Kugeln bunt gestalten möchten, tauchen im zweiten Schritt die geformte Glaskugel in ein farbiges Granulat, das auch aus Glas besteht, in meinem Fall Pink/Rosa. Mit dieser Farbe am flüssigen Glas wird das Material vom Stab weggedrückt. Wir lernen, dass Glas „ein Gedächtnis hat“, jeder Handgriff zählt und auch kleinere Bewegungen des Stabes mit dem Glas später über die Form entscheiden. Es sind etliche Arbeitsschritte, um aus einer kleinen Menge flüssigem Glas eine Kugel zu formen. Meine Bewunderung vor den Glasmachern wächst mit jedem Schritt, vor ihrer Geduld und vor ihrem Umgang mit dem herausfordernden Material.

Später wagen wir uns noch an die Glasbläserei und möchten Vasen oder Schalen kreieren. Das Metallrohr wird zum Blasrohr und ich bin überrascht, wie schwer es ist, gleichmäßig zu pusten. Ich lerne, wie widerspenstig Glas ist: zerbrechlich und doch ewig haltbar. Aber auch beim Glasblasen bleibt das flüssige Glas am Metallstab durch ständiges Drehen und/oder Pusten dauernd in Bewegung. Und auch hier gehen wir nach jedem Arbeitsschritt mit dem etwas kälter gewordenen Glas sofort wieder zum Ofen, um das Material wieder zu erhitzen. „Je mehr wir das Glas erhitzen, desto mehr reagieren die Farben miteinander und je mehr ihr in das Glas durch den Stab hineinblast, desto dünner werden die Wände,“ erklärt die gebürtige Tirolerin die Art und Weise, wie Glas reagiert. „Kölbel“ nennt man in der Fachsprache den Glaszapfen auf dem Metallrohr und dieser wird jetzt in einigen Arbeitsschritten mit dem Löffel zentriert und mit einer Zeitung geformt – und das alles bei immer wieder großer Hitze aus dem Ofen.

„Ich empfinde das Arbeiten mit Glas jedes Mal wieder als große Herausforderung und finde, es gibt kein vergleichbares Medium,“ beschreibt Verena und weiß, wovon sie spricht: über viele Jahre lernte, lehrte und arbeitete die Glaskünstlerin in führenden Glaszentren Europas und der USA bis sie sich schließlich 2021 mit ihrem Studio im Almtal selbstständig machte. Seit 2024 betreibt sie es mit ihrem Partner Michael Prat, der ihr als gelernter Architekt und ebenfalls Glaskenner zur Seite steht. An ausgewählten Tagen wird die Werkstatt zur Bühne und zum Schauraum für alle, die selbst das Glasmachen hautnah erleben und ihre eigenen Stücke gestalten möchten.

Nach 10-15 Minuten Arbeit an den Glaskugeln und nach etwa 30-40 Minuten an den Vasen und Schalen kommen unsere Glasstücke in den Abkühlofen. Bei 510 Grad Celsius Entspannungstemperatur werden sie dort eine Nacht lang ruhen.

Am Ende halte ich meine eigenen Stücke in den Händen. Für mich sind es kleine Meisterwerke und ich bin ein kleines bisschen stolz, vor allem, weil ich erinnere, wie sie entstanden sind. Meine kleine Kugel und meine Schale bergen die Erinnerung an Hitze, Atem, Konzentration, Geduld und das ständige Drehen des Metallstabs mit dem Glas an der Spitze bis Verena dieses gekonnt mit ein/zwei Schlägen auf den Metallstab abschlägt – und sie bergen die Erinnerung an einen wunderbaren Tag mit Freunden.

Schon heute einen Namen gemacht hat sich Verena mit ihrer eigenen Kreation, den Traunstein Vasen, die sie hier beschreibt. Kurz zum Reinhören:

Fotos: Bettina Futter

Text: Mag. Catherine Teufelberger

 

Fact rap: Verena Schatz,

Glassmaker Space, St. Konrad im Almtal

https://www.glassmaker.space/

nächste Termine:

Open Studio im Rahmen der Tage der offenen Atelier OÖ

18./19. Oktober 2025 

Samstag 18. Oktober LIVE Glassblowing

 

WeFair 

7.-9. November 2025 - Design Center Linz

 

5.-8. Dezember 2025

Grafenegg Advent

 

10.-14. Dezember 

Advent am Dom Linz