Queen
Sie ist mit Sicherheit das traditionsreichste Schiff im Hamburger Hafen und einzigartig auf ihre Weise: Die „Queen“ ist der einzige Schaufelraddampfer in Hamburger Gewässern. Dabei ist die „Queen“ ein Nachbau zweier Original Mississippi-Stern-Paddle-Steamer und seit Juni dieses Jahres wieder komplett überarbeitet als Schiff für Feiern, Seminare und jedwede Art von Events im Einsatz – und als permanente Bühne für die Live-Shows des „Quatsch Comedy Clubs“. Als eines der größten Fahrgastschiffe des Hamburger Hafens bietet sie zwei Salons, drei Bars, eine Tanzfläche, eine große Bühne und Platz für bis zu 600 Gästen an Bord. Die „Queen“ legt unter der Flagge der Schifffahrtsgesellschaft „Kapitän Prüsse“ ab. Der langjährige Kapitän und Geschäftsführer Nico Berg sowie drei Investoren haben dem Schiff einen komplett neuen Außen- und vor allem Innenanstrich gegeben. Dafür war die Designerin Tatiana Gram-Krebs zuständig, die in kürzester Zeit den neuen visuellen Auftritt der „Queen“ möglich machte.
28. September 2023
Eigentlich sollte sie verschrottet werden, die „Queen“, die 1987 als Schaufelraddampfer gebaut wurde und die schon damals als einmalig im Hamburger Hafen galt. „Ich fahre seit 20 Jahren zur See,“ erzählt Kapitän Nico Berg von seinem Engagement. „Vor 30 Jahren habe ich den alten Herrn Prüsse kennengelernt. Als er 2021 verstarb, hat sein Stiefsohn der Schifffahrtsgesellschaft eine neue Struktur gegeben.“ Die Traditionsreederei „Kapitän Prüsse“ sollte mit neuem Schwung weitergeführt werden, verschiedene Schiffe wurden auf Vordermann gebracht. „So auch die ‚Queen‘“, erklärt Nico.
Sieben Monate war das Schiff auf der Werft mit der Idee, sie gänzlich zu renovieren und ihr einen neuen Anstrich zu verpassen. „Hier kam ich ins Spiel,“ erklärt Tatiana Gram-Krebs energiegeladen. „Es ging alles Schlag auf Schlag und wir hatten kaum Zeit: Im August 2022 habe ich die ersten Gespräche mit den Eigentümern geführt; im Oktober wurde der alte Schaufelraddampfer entkernt und im April dieses Jahres hatten wir die große Eröffnungsfeier.“
Tatiana strahlt, wenn sie von dem Schiff erzählt; kein Wunder: Mit ihrer Agentur „Studio Krebs“ in Wien war sie hauptverantwortlich für das komplette Erscheinungsbild des Prestige-Schiffes. Die Wienerin hat das ganze Interior-Konzept erstellt, Möbel ausgesucht, die Farbe der Wände bestimmt, sogar die Teppiche auf den beiden Decks hat sie mit dem Team ihrer Agentur neu designed. „Wir haben das Muster gezeichnet und die Farben definiert: Auf dem oberen Deck sind die Farben Beige, Blau und Grau-Braun,“ erklärt sie. „Unten auf dem Deck ist das Teppichmuster ident wie oben, aber die Farben sind Brombeer und Rosé.“ Das war dann auch die größte Herausforderung: „Innerhalb so einer kurzen Zeit alles farblich perfekt abzustimmen erfordert Fingerspitzengefühl; vor allem, wenn man die Farben nicht immer original vor sich hat. Wir haben auch eine Reihe von Sesseln probegesessen bis wir mit diesem Modell jetzt zufrieden waren,“ erinnert sich die Expertin für Design und Grafik. Die Möbel wurden von der Firma „Pomax“/Wien geliefert; die (Samt-) Vorhänge stammen aus Mannheim von der Firma „Fensterkleid“.
Bequemes Sitzen ist wichtig: Immerhin wird auf der Bühne der „Queen“ die Live-Show des „Quatsch Comedy Clubs“ mit Zuschauern produziert und aufgezeichnet. Das Spaß-Quartett rund um Gründer Comedian Thomas Hermanns steht dreimal in der Woche auf der Bühne; die vier unterschiedlichen Comedians um den einen Moderator wechseln wöchentlich. Ausgestrahlt werden die aufgezeichneten Sendungen unter anderem auf dem Bezahlsender „Sky“.
Schaufelraddampfer fahren normalerweise auf dem Mississippi River in den USA. Durch den flachen Rumpf und das große Schaufelrad am Heck können sie auch in flachen Gewässern mit vielen Sandbänken fahren. Diese gibt es zwar nicht im Hamburger Hafen; aber dennoch und vielleicht gerade deswegen ist die „Queen“ in hiesigen Gewässern (auch) eine echte Attraktion.
Fotos: Bettina Futter
Text: Mag. Catherine Teufelberger
Fact rap: Kapitän Prüsse