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Marianne Seiz

Keramik ist ihre Leidenschaft. Das spürt man am ganzen Ausdruck ihres Körpers, wenn man mit ihr darüber spricht; das hört man aus ihren Worten und vor allem sieht man es: Marianne Seiz ist mit Leib und Seele Handwerkerin und stellt die wohl schönsten und ausdrucksstärksten Teller und Gefäße in Handarbeit aus Keramik her, die man sich vorstellen kann. Und das sehen nicht nur wir so: Marianne stellt ihre Objekte vor allem für Restaurants her, die sich durch ausgezeichnete Küche einen Namen gemacht haben, wie unter anderm das „Motto am Fluß“ und „Tian“ in Wien, das „Kraftwerk“ in Zell am See. Auch die Winkler Brüder in Tirol sind mit Geschirr aus Wien umgezogen: Von der „Schwedenkapelle“ in Kitzbühel kochen und servieren sie ihre Haubengerichte jetzt im „Auwirt“ in Aurach. Mariannes Leidenschaft begeistert und steckt an - Genießer wie Kenner verstehen schnell, dass vor ihnen etwas Einzigartiges aus Keramik steht.

27. Mai 2019

„Mit Ton arbeiten ist ein archaisches Handwerk. Es ist das älteste Handwerk überhaupt und besteht aus dem Zusammenspiel der vier Elemente.“ Wenn man Marianne Seiz zuhört, wird einem sofort klar, wie sehr sie für ihr Thema und ihre Objekte brennt. „Man ist in der Lage, etwas zu erschaffen, das uns alle überdauert,“ schwärmt die Mitt-Vierzigerin mit leuchtenden Augen. Für Marianne haben ihre Gefäße etwas Erdiges. „Erst formst Du Dein Objekt, dann polierst Du es gewissenhaft, fast meditativ, und dann übergibst Du es dem Feuer.“

Mariannes Keramikobjekte, die sie in Wien für die Gastronomie erzeugt, sind hochgebrannt und daher Geschirrspüler- und alltagstauglich. Angefangen hat die Handwerkerin allerdings mit Niedrigbrand und mit einer Lehre bei einem der „letzten Handwerker in Wien“, Harro Berger, in der Weihburggasse. „Du bekommst die Basis des Handwerks gelernt und danach musst du Deinen eigenen Weg gehen, viel arbeiten und deine ganz persönliche Handschrift entwickeln,“ beschreibt Marianne.

In dem Wochenendhaus ihrer Eltern im Südburgenland hat Marianne den Platz gefunden, den sie für ihre Liebe zum archaischen Niedrigbrand gesucht hat: Auf der Wiese hinter dem Haus stehen zwei fußbetriebene Töpferscheiben und Brennöfen, in dem Keramikobjekte im Gas- oder Holzfeuer gebrannt werden.

„Jahrelang habe ich experimentiert, wie ich die Seele und den Ausdruck vom Niedrigbrand in meine hochgebrannte Gebrauchskeramik einhauchen kann. Mit meiner Geschirrserie „Emil und Emilia“ ist es mir dann endlich gelungen,“ erzählt die quirlige Mutter einer bereits erwachsenen Tochter. „Um Keramik alltagstauglich zu machen, musst Du Objekte mit hoher Temperatur brennen; Je höher Du brennen kannst, desto besser.“ 1240 Grad Celsius beträgt die Hitze in ihren Wiener Öfen, damit sich die Poren ihres Tons schließen und die Keramik wasserdicht wird.

„Der Beruf hat mich ausgesucht,“ sagt Marianne im Gespräch. Ihre Leidenschaft ist zu einer echten Profession geworden: Seit mittlerweile 27 Jahren betreibt Marianne ihr Atelier in Wien und beliefert  seit 10 Jahren anspruchsvolle Restaurants, beschäftigt vier Mitarbeiter und ist ständig auf der Suche nach neuen. Die Mitarbeiter und sie selber arbeiten sowohl in ihrem Produktionsatelier „Seiz Keramik“ als auch in ihrem zweiten Atelier – auch in Wien - „Salon Zuckerkandl“, das als reines Kursatelier fungiert. Ihre Leidenschaft gibt sie nämlich an Interessierte weiter, in Wien wie auch in dem wunderschönen Haus im Südburgenland, in dem sie auch Workshops für Teilnehmer anbietet.

Ihre Sommerkurse sind äußerst beliebt. Das wunderschöne Ambiente ist kaum zu überbieten, die Infrastruktur ist perfekt und die Teilnehmer können sich wie zu Hause fühlen: Mariannes Mama kocht. Im Gegensatz zu Marianne sind ihre Eltern Künstler, wie die Handwerkerin betont.

„Ich bin eine leidenschaftliche Keramikerin mit einem tiefen Verständnis für die gehobene Gastronomie,“ sagt Marianne Seiz über sich. „Die Köche fühlen sich verstanden. Das spricht sich herum und daher bekomme ich ständig neue Anfragen, Teller und Geschirr zu entwerfen.“ Fünf Wochen dauert es, bis ein Teller fertig ist. Dann steht vor dem Kenner und dem Gast ein Gefäß, das schlicht, zeitlos und elegant ist. Eine Keramik, die der Speise genug Platz lässt, das Auge zu erfreuen und sich nicht in den Vordergrund drängt, wie Marianne beschreibt. Ein Gefäß, das inspiriert und die ganze Leidenschaft des Handwerks und der Gestalterin übermittelt …. gelebte Leidenschaft.

Fotos: Bettina Futter

Text: Mag.Catherina Teufelberger

Fact rap: SEIZ Keramik by Marianne Seiz, Linzerstrasse 36, 1140 Wien

Seiz  Keramik im Salon Zuckerkandl, Beckmanngasse 31/Ecke Fenzlgasse, 1140 Wien

Sommeratelier in Bocksdorf

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