Giulia Mondolfi
Am Sonntag, den 23. April 2023, schloss der 61. „Salone di Mobile“ in Mailand, die größte und bedeutendste Möbelmesse der Welt, für dieses Jahr seine Pforten. Sie steht im Mittelpunkt der Mailänder Designwoche und ist jährlich Publikumsmagnet für 370.000 Besucher, die die Neuheiten von mehr als 2.3000 Ausstellern aus mehr als 100 Ländern bewundern - eine wirklich gigantische Veranstaltung mit einem außergewöhnlichen Flair. Wenn es ab Sonntag wieder ruhiger wird um die Hallen der Fiera Milano, bleibt es weiter umtriebig und quirlig in den Gassen der „5vie“, einer Gegend im Zentrum von Milano, in der vorwiegend junge Designer und kreative Menschen leben und arbeiten. Bei einer von ihnen, Giulia Mondolfi, waren wir zu Gast und haben nicht nur ihre besonders nette, kleine Wohnung besichtigt, sondern auch die Kollektion ihres Labels „Alberta Florence“.
25. April 2023
Wenn Giulia uns die Tür ihrer Wohnung im 5vie Viertel, im Zentrum von Mailand öffnet, fühlt man sich gleich wohl, ist umgeben von Herzlichkeit, Schick und ausgewählten Stoffen und Möbeln. Ihre Wohnung befindet sich im ersten Stock in einem Innenhof, Cortile, den man erreicht, indem man ein großes, schweres Tor passiert. Wie in Italien häufig, öffnet sich hinter dem Tor eine ganz neue Welt – diese Cortili sind ganz besondere Innenhöfe. Im Fall von Giulia ist im Erdgeschoß ihrer Wohnung das „Laboratorio Paravicini“, eine Werkstatt, in der drei kreative Italienerinnen handbemalte Teller produzieren und nicht nur während der Zeit des „Salone del Mobile“ dort ausstellen.
Giulia Mondolfi ist Gründerin und Firmeneignerin ihres Ateliers „Alberta Florence“, das es seit 2014 gibt. Ihr Atelier ist in der Via Nerino in Mailand. Hier produziert sie ihre Mode und Taschen, inspiriert vom lebendigen Italien der 50er und 60er Jahre und den weichen Linien und leuchtenden Farben der toskanischen Landschaft. „Ich hatte Olivenhaine und die üppigen Gärten dieser Gegend im Kopf und fühlte mich angesprochen von den Büchern von Natalia Ginzburg und Truman Capote als ich mein Label „Alberta Florence“ schuf,“ erzählt die Italienerin. „Meine Stücke folgen keiner Mode, sondern sie sind von einer zeitlosen Eleganz mit einem modernen Twist. Für mich sind die Themen Nachhaltigkeit und soziales Engagement besonders wichtig und darum habe ich sie sehr stark mit meiner Mode verbunden.“
Seit 2016 produziert Giulia Mondolfi ihre Kleider ausschließlich mit zwei sozialen Einrichtungen: Einige ihrer Kleidungsstücke werden von „Il Laboratorio“, einem Verein zur sozialen Förderung in Quarto Oggiaro in Mailand, hergestellt, der Menschen in sozialen Notlagen oder mit psychischen und körperlichen Problemen in die Schneiderei einbindet. Andere Produkte wie ihre Kimonos, Westen, Jacken und Hosen werden von der Häftlingsschneiderei der Genossenschaft Alice/Sartoria San Vittore produziert, die seit Jahren im Mailänder Gefängnis tätig ist. Aber auch Nachhaltigkeit liegt Giulia am Herzen: Ihre Pochettes bestehen ausschließlich aus natürlichen Garnen pflanzlichen Ursprungs.
Das Weiche, zugleich Helle und Leuchtende aus Giulias Kollektion spiegelt sich auch in ihrer Wohnung wider: Alte Bilder ergänzen neu Designtes vom Tischler und ausgesuchte Stoffe geben ihrem charmanten Zuhause einen femininen Touch. Jedes Möbel passt zueinander, die handbemalten Teller sind vom Atelier „Laboratorio Paravicini“.
In Giulias Badezimmer hat die Designerin den Stoff des Duschvorhangs zu den Papageienbildern ausgesucht; auch die Küche hat sie stilvoll selbst gestaltet. Kein Wunder: Giulia ist gelernte Architektin mit einem zusätzlichen Diplom in Landschaftsarchitektur. 2012 beendete sie ihre Ausbildung als Dottoressa an der Universität in Florenz und hat 2014 dann ihre beiden Passionen Mode und Stoffe/Textur verbunden.
Giulias Heimat ist Mailand, genauso wie Cortina und Florenz, wo sie geboren wurde. Die vielseitige Modeschöpferin und Künstlerin fühlt sich bei ihren Kleidungsstücken auch inspiriert vom traumhaften und visionären Kino eines Federico Fellini, wie sie sagt. … und von schönen und mutigen Frauen wie Peggy Guggenheim und Palma Bucarelli. Continuate cosi – es ist eine Freude und Inspiration für uns alle!
Fotos: Bettina Futter
Texte: Mag. Catherine Teufelberger
www.albertaflorence.com, Milano
Laboratorio Paravicini, Milano