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Birgit Ringhofer

Es war eine einzigartige Lebensfreundschaft, eine Freundschaft über den Tod hinaus, die das Künstlerehepaar Arnulf und Helena Neuwirth wenige Monate vor ihrem Tod dazu veranlasste, ihr Haus mit Atelier Freunden anzuvertrauen. Das wunderschöne, verwunschen aussehende  Anwesen steht da, wo der Künstler und seine Frau tief verwurzelt waren und auch Birgit Ringhofer ihren emotionalen Lebensmittelpunkt gefunden hat: Für den Künstler und Maler Arnulf Neuwirth, der 2012 im 101ten Lebensjahr verstarb, war diese Rotte im nördlichen Waldviertel nahe der böhmischen Grenze nicht nur der Ort seiner trotz der Kriegswirren weitgehend unbeschwerten Kindheit, sondern Jahrzehnte später ein Ort der Begegnung mit Freunden und unerschöpflicher Inspiration.  Die Künstler legten dieses Kleinod in die Hände von Freunden, die diesen Flecken Erden mit seinen alten Gemäuern genauso lieben und achten. „Dieses Haus steht für mich sinnbildlich für die geistige Freizügigkeit der Beiden,“ erklärt die gebürtige Wienerin Ringhofer.

01. Juli 2021

Wie Birgit Ringhofer dieses Vermächtnis der Beiden bewahrt, ist tatsächlich bemerkenswert. Liebevoll hat sie das Haus samt Inventar restauriert und mit ausgewählten Einzelstücken ergänzt. Mit fast jedem Stück in diesem Haus verbindet sie eine persönliche Erinnerung oder erzählen diese eine Geschichte über frühere Besitzer dieses Hauses. „Ich habe mich mit jedem Detail in diesem Haus auseinandergesetzt: So habe ich etwa ein altes dunkles Holzbett weiß gestrichen und geschmirgelt, um die wunderschönen Formen besser zu betonen. Der Kristallluster vom Bad lag ursprünglich kaputt am Dachboden; ich habe ihn zerlegt, gereinigt, Ersatzteile besorgt und neu elektrifiziert. Anders war es bei dem Luster, einem Erbstück, der jetzt im Atelier hängt. Ich habe ihn ent-elektrifiziert und für Kerzen umgebaut; jetzt kann er mit einer Handkurbel zum Anzünden der Kerzen händisch hinunter- und hinaufgezogen werden,“ lacht sie. Die Tellersammlung an der Wand stammt sogar noch von den Vorvorbesitzern des Hauses; sie waren auch Freunde der Neuwirths.

Birgit Ringhofer erinnert sich, wie Arnulf Neuwirth, der von Freunden liebevoll Arnulfo genannt wurde, und seine Frau Helena stundenlang geistig rege und unterhaltsam Geschichten aus ihrem langen und sehr bewegten Leben erzählten; sie waren unter anderem auch eng mit den Künstlern Friedensreich Hundertwasser und Gottfried von Einem befreundet. „Ihre Anekdoten, ihre Lebensfreude und ihre bis ins hohe Alter ungebrochene Wachheit und Aufgeschlossenheit haben mich nachhaltig inspiriert und meine heutige Lebenseinstellung mitgeprägt.“

„Ich wurde um einen neuen, aufregenden Zugang zur Kunst bereichert und hier liegt sicherlich auch die Wurzel meiner Affinität für die Malerei und bildende Kunst. Ich habe sogar meinen Blick für die Farben in der Natur verändert,“ lacht Birgit über den Einfluss des Künstlerehepaars auf sie. „Ein Löwenzahn strahlt mich heute in einem warmen Gelb an, während das Gelb eines Rapsfeldes vergleichsweise kalt ist.“ Kein Wunder, war Arnulf Neuwirth doch ein bekannter österreichischer Maler und unter anderem Träger des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst sowie des Großen Goldenen Ehrenzeichens des Bundeslandes Niederösterreich. Neuwirth studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien und war Mitbegründer der Künstlergruppe „Der Kreis“ in Wien.

Das alte Steinhaus hat keine Zentralheizung und ist nur mit Einzelöfen beheizbar. So hat etwa die Wohnküche einen wunderschönen alten Waldviertler-Kachelofen als Blickfang. „Ich möchte, dass der Charakter des Hauses erhalten bleibt.“ Darum möchte Birgit und ihr Mann Bernt Ringhofer das Haus in ihrem Sinne bewahren.

Eigentlich wohnt Birgit mit ihrer Familie in Wien, aber, wann immer sie kann, im ehemaligen Nachbarhaus der Familie Neuwirth im Waldviertel. Wie einst Arnulf und Helena Neuwirth möchte auch sie jedes Jahr aufs Neue spätestens zur Krokusblüte wieder in ihrem geliebten Waldviertel sein. Das ehemalige Haus des Künstlers kann auf Anfrage wochenweise gemietet werden. „Ich liebe es, wenn das Haus belebt ist,“ lacht die Österreicherin mit den Waldviertler Wurzeln.

„Viel ist Schicksal im Leben und wenn man Glück hat, ist man zur richtigen Zeit, am richtigen Ort,“ meint sie. „Dass Arnulfo, Helena und wir uns kennen- und sehr schätzen gelernt haben, ist so ein Lebensglück.“


Fotos: Bettina Futter

Text: Mag. Catherine Teufelberger

Fact rap: Familie Ringhofer, Waldviertel
 

Kontakt: Bernt.ringhofer@gmx.at