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Familie Steffl

Ganz und gar nicht alltäglich ist das Leben in einem Streckhof, einer Bauform, die typisch für das Burgenland ist. Genauso wenig alltäglich ist dann auch die Idee, diese einzigartig langgestreckten, schmalen Häuser zu bewahren und zu restaurieren. Hans-Jörg Steffl hat genau das gedacht und „BurgenLandSitz“ gegründet – aus persönlicher Leidenschaft und neben seinem Hauptberuf als Partner und Vorstand einer Unternehmensberatung. Er, seine Frau Susanne und Tochter Katharina, alle drei in Wien lebend und arbeitend, haben vor 15 Jahren selber einen Streckhof erworben, restauriert und umgebaut. Die Kontakte zu Handwerkern wie auch ihr Know How über das Burgenland, Besonderheiten der Gegend, Restaurants und andere Ratschläge und begleitende Tipps bringen sie ein und geben sie über „BurgenLandSitz“ an Interessierte weiter. Wir haben Hans-Jörg, Susanne und Katharina in Antau im Bezirk Mattersburg im Burgenland besucht – an ihrem Lieblingsplatz, wie sie ihren Streckhof nennen.

21. Juni 2022

Keine 45 Autominuten, also knapp 60 Kilometer, vom Stadtzentrum Wiens entfernt tauchen wir ein in das östlichste Bundesland Österreichs, das Burgenland, mit seinen Schlössern und Burgen, idyllischen Weinbergen und lauschigen Kellergassen. Hier prägen nicht nur wunderschöne Altstädte wie Eisenstadt und Schlösser mit Fürstengeschichte, wie das Schloss Esterhazy, das Ortsbild vieler Gemeinden. Auch die traditionellen Streckhöfe bereichern seit Jahrzehnten Ortschaften. Manche sind über 100 Jahre alt. Streckhöfe heißen sie, weil es eng hintereinander gebaute Wohn-, Stall- und Scheunentrakte sind, die im rechten Winkel, mit dem Giebel zur Strasse, gebaut wurden. Die Hauswand des danebenliegenden Nachbar-Streckhofs begrenzt den schmalen Hof.

„Als wir das erste Mal den langen Streckhof mit seinen kleinen Fenstern und dem schier endlosen Hof besichtigt hatten, roch es modrig, es war feucht, der Putz war abgefallen,“ erzählt Susanne Steffl, Zahnärztin mit eigener Praxis in Wien. Die Familie Steffl hatte sich vor 15 Jahren ohne konkrete Vorstellung, wohin es sie verschlagen würde, auf die Suche nach einem Wochenendhaus gemacht. Es wurde das Burgenland, präziser gesagt Antau im Bezirk Mattersburg – „Uns hat das Gesamtpaket überzeugt: Die einzigartige Landschaft, die Kulinarik von Haubenköchen bis Heurigen, herausragende Weine und vor allem die besonders netten, offenen Menschen waren es, die uns veranlasst haben, uns hier mit einem Ferienhaus niederzulassen.“ Mittlerweile ist der Streckhof der Steffls für die Familie vielmehr als das: „Es ist ein Rückzugsort, eine Oase der Ruhe und ein Ort des Freiraums,“ schwärmt Hans-Jörg Steffl.

Aus Alt mach Neu: Fünf Jahre Sanierung hat die Familie Steffl hinter sich, vor 3-4 Jahren haben sie dann den 2. Hof dazu gekauft und danach den Innenhof geöffnet. Der Umbau war ein Stufenprozeß, aber einer, der Hans-Jörg Steffl fasziniert hat.  „Streckhöfe haben eine ganz einzigartige Architektur und haben ihre eigenen Herausforderungen,“ schwärmt der gebürtige Niederösterreicher.

Die Steffls haben am Ende ihres Gebäudes ein Schwimmbad mit einladender Poollandschaft gestaltet.

3500 Quadratmeter groß ist der Garten der Familie und ausschließlich mit lokalen Bäumen und Pflanzen gestaltet. „Wir müssen unseren Garten nicht bewässern,“ erklärt Hans-Jörg. „Die Vegetation ist so gewählt, dass der Niederschlag für die Pflanzen ausreichend ist.“

Auch innen haben Hans-Jörg und Susanne Steffl bei der Verbauung auf lokale Materialien geachtet und zu modernen Einrichtungsgegenständen Antiquitäten gestellt. Die alte Waschküche dient heute zur Weinverkostung. Und Sauna- und Fitnessbereich haben Steffls auch mit präziser Planung und genauer Ausführung platzoptimiert und geschmackvoll eingebaut.

Auch die eigene Kapelle ist ganz Besonders: Der Bruder des Vorbesitzers war in der griechisch-orthodoxen Kirche verankert und mit Otto Habsburg bekannt. Dieser hat eines seiner vielen Feste zur Goldenen Hochzeit in der Kapelle gefeiert – daher liegt das Gästebuch der Habsburger als Glanzstück immer noch auf.

Der Stall von damals ist heute das Wohnzimmer von Susanne und Jörg; Tochter Katharina, Wirtschaftsrecht Studentin, bewohnt den Streckhof nebenan. Den verwilderten Obstgarten und den geöffneten Innenhof können alle drei genießen und nutzen, weil er zwischen beiden Häusern liegt.

Mit ihrem Arbeitsmittelpunkt in Wien und ihrem Lieblingsort im Burgenland sind die Steffls „Pendler zwischen den Welten.“

Ihre Expertise, die sie sich beim eigenen Umbau angeeignet haben, ihre Begeisterung für das Burgenland und der pannonischen Lebenslust, von der Objektsuche bis zur Baumeisterwahl teilen sie mit Interessenten, die sich auch ein Leben im Burgenland vorstellen können. „Es ist mir ein echtes Anliegen, diese Freude und Lebenslust zu multiplizieren und die einzigartigen Streckhöfe zu bewahren. So bleiben auch die Ortskerne lebendig,“ schwärmt Hans-Jörg Steffl. Es ist eben Lieblingsplatz und Herzensangelegenheit.

Fotos: Bettina Futter

Text: Mag. Catherine Teufelberger

 

Fact rap: www.burgenlandsitz.at