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Christian Seibold

21. Februar 2018

Wenn sich auf einem der berühmtesten Bälle Wiens wieder in der Gerüchteküche alles um Lugner und Co. dreht, und die Paare auf dem Parkett im Dreivierteltakt schweben, dann hat er im Vorfeld schon kräftig gewirbelt: Auch auf dem Opernball ist Christian Seibold, Herren- und Damencouturier aus Wien, mit seinen hinreißenden Kleidern vertreten und mit Stücken aus seiner Pelzkollektion wie Stolas und aufwendig gearbeiteten Capes. Der deutsche Designer ist Herren- und Damenschneidermeister sowie Kürschnermeister und hat sein Handwerk von den Allerbesten gelernt.

„Ich wollte immer ein feines Geschäft, das fair und kundenorientiert arbeitet,“ erzählt der sympathische Deutsche aus dem Schwarzwald. Und das hat er sich seit Herbst letzten Jahres geschaffen: Wir stehen in seinem hellen Verkaufsraum im ersten Wiener Bezirk und sind umgeben von herrlichen Stoffen, maßgeschneiderten Anzügen und perfekt gearbeiteten Jacken, Kombinationen und Kleidern. „Ich liebe Haute Couture, die Verspieltheit und die Möglichkeiten, die sich dabei ergeben; ich liebe meine Arbeit,“ sagt Christian Seibold entwaffnend. „Dabei mache ich aber lange nicht alles neu; ich arbeite auch viel um und repariere Kleider und Kleidungsstücke.“

Und Christian Seibold hegt tatsächlich keine Präferenz bei seiner Arbeit: Erst ausgebildet zum Haute Couture Damenschneider bei der Designerin Gerda Cutler in Stuttgart, hat er als junger Schneider bereits gelernt, wie seine Chefin Deutschland in Sachen Mode im Ausland vertritt. Er hat seine Lehrmeisterin auf die Modeschauen von Dior, Lacroix und Givenchy nach Paris begleitet. Später lernte er dann in Stuttgart an der Staatsoper das Handwerk des Herrenschneiders von der Pike auf. Den Abschluß seiner eindrucksvollen Schneiderausbildung bildete dann die Prüfung zum Kürschnermeister in Frankfurt. Zuvor hatte er sich von der bekanntesten Pelz-Designerin Deutschlands, Brigitte Herm-Binder, in Stuttgart ausbilden lassen.

"Pelze sind irgendwie immer in Mode, aber natürlich ist mir das gespaltene Verhältnis dazu von einigen meiner Kundinnen bewußt. Die Nicht-Pelz-Trägerinnen in meinem Geschäft interessieren sich dann einfach nicht für die Stücke mit Pelz.“ Für Christian Seibold ist es bei der Pelzverarbeitung besonders wichtig, dass die Stücke mit seiner Ethik übereinstimmen und die Tiere nach dem Artenschutzgesetz gehalten wurden.

Um seinem Grundsatz „Innovatives Design trifft auf traditionelles Handwerk“ treu zu sein, kreiert er alle seine Kleidungsstücke originell und modern. Der Rotfuchs oder der Persianer wird da auch gerne mit Blumen bestickt oder mitternachtsblau gefärbt. Während das Papier als Schnittmuster für maßangefertigte Kleider viel filigraner ist und daher in Schubladen gelegt werden kann, hängt das kräftigere Papier für die Pelzschnitte an der Wand in seiner Werkstätte.

Seine Arbeit nimmt er auch häufig mit nach Hause. Dabei dient der zentral gestellte Tisch in seiner Wiener Wohnung häufig als Arbeits-, Zeichen- und Esstisch. Farblich hat Christian Seibold sein Geschäft und seine Wohnung gleich gestaltet: Beide sind hell und offen; als Hauptfarben hat er Weiß und Grau gewählt. In seinem Zuhause wirkt das aufgeräumt und trotzdem wohnlich.

Als gelernter und erfahrener Damen- und Herrenschneider schreckt der in Sulz am Neckar geborene Couturier auch nicht vor schwierigen und aufwendigen Arbeitstechniken zurück. Es versteht sich von selbst, dass die Knopflöcher von Hand gefertigt werden, dass er viel Spitze verarbeitet und nur hochwertigste Materialien verwendet.

Christian Seibold steht für die Spezies Designer, die individuelle Kleidungsstücke für ihre Kundinnen entstehen lassen. Dass er mit seinem Können jemals wieder nach Deutschland zurückgeht, schließt er aus. „Deutschland ist meine Heimat, aber Wien mein geliebtes Zuhause,“ sagt Seibold, der seit 2013 in Wien lebt. „Es ist großartig, wie mir meine Kundinnen häufig so herzlich zeigen, dass sie mich auch als Mensch mögen. Natürlich muß ich Geld verdienen; wenn meine Kundinnen und Kunden glücklich sind, ist das aber mein größter Lohn. Seit ich mein Geschäft hier habe, habe ich eine große Familie,“ sagt der Designer gerührt.

Fact rap: Christian Seibold Couture, Seilerstätte 16, 1010 Wien

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