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Carl Philip Clam-Martinic

Prachtvoll und imposant thront die Burg Clam auf einer Felswand inmitten der Wälder des Unteren Mühlviertels in Oberösterreich – und genauso prachtvoll und schön empfängt uns auch der Innenhof der mittelalterlichen Burg mit üppig blühenden Gewächsen wie Kapuzinerkresse, Weihrauchkraut und wildem Wein. 1149 ist sie erstmals urkundlich erwähnt, und seit über 550 Jahren bewohnt die gräfliche Familie Clam nun schon Teile der Burg. Über die Jahrhunderte wurde die Burg mit dem hohen Rundturm, mächtigen Außenmauern und beeindruckenden Arkadenhof immer wieder umgebaut und verändert: Aus der Festung wurde über die Zeit eine voll möblierte, wunderschön ausgestattete, bewohnbare Burg. Seit 2003 ist Carl Philip Clam-Martinic Burgherr und Gastgeber und er, seine Frau Stephanie und ihre drei Kinder bewohnen die Zimmer und Kemenaten. Wir haben Carl Philip dort besucht und sind mit ihm durch die Räumlichkeiten mit Geschichte gegangen.

09. Oktober 2024

„Unsere Kinder gehören der 17. Generation an,“ erzählt Carl Philip Clam-Martinic; 1791 wurde der Name des österreichischen Adelsgeschlechts der Grafen von Clam mit dem des böhmischen Adelsgeschlechts der Reichsgrafen von Martinic verbunden. „Allerdings haben zum Beispiel meine Eltern niemals auf der Burg gelebt. Meine Geschwister und ich sind in Wien aufgewachsen. Wir kannten die Burg nur von Wochenenden oder den Ferien, weil meine Großeltern auf der Burg gelebt haben. Im Jahr 2000 ist mein Großvater verstorben, mein Vater hat kurz die Geschicke der Burg gelenkt und sie dann bereits 2001 an mich weitergegeben. Über Jahrzehnte waren meine Großeltern die einzig lebenden Clams auf der Burg.“

Das Erbe anzutreten und sein Leben „davor“ aufzugeben, stellte Carl Philip vor große Herausforderungen: „Nach den Weltkriegen gab es eigentlich keine finanziellen Rücklagen für große Investitionen und es war viel an Substanz der Burg kaputtgegangen und damit zu reparieren und zu sanieren,“ erklärt der Burgherr die schwierige Ausgangslage. „Außerdem habe ich mit meiner französischen Frau Stefanie bis 2003 in Hongkong gelebt. Ich wollte nicht ins Wespennest stechen, denn obwohl die Burg nicht sehr rentabel war, war es doch ein funktionierender Betrieb.“ Dennoch übernahm Carl Philip 2006 die Geschäfte wie auch die Sekretärin des Großvaters und fing langsam an, „ohne Druck“, wie er sagt, Dinge zu verändern: Der fünfstöckige Wohnturm, der „Palas“, der mit über 40 Metern Höhe exponiert auf dem Granitmassiv oberhalb der Schlucht liegt und von Weitem zu sehen ist, hat mittlerweile ein neues Dach bekommen; dasselbe der Zwiebelturm in der Grafschaft.

Die mächtige mittelalterliche Burg besteht aus insgesamt circa 100 Zimmern, alle prachtvoll ausgestattet und eingerichtet mit historischen Kästen, Truhen, Betten, Teppichen und Bildern. In jedem der Zimmer umgibt den Besucher ein Teil Familiengeschichte: Es gibt einen Rittersaal, mehrere Speisezimmer, zwei Kapellen, eine Bibliothek, Hallen und die Apotheke. Im Musikzimmer stehen Psalter, Mandoline, Fanfare und andere mittelalterliche Instrumente wie ein Plattersbiel (mittelalterliches Instrument, das wie eine Flöte klingt und wie ein Dudelsack aussieht) als Zeitzeugen. Bereits zur Zeit Mozarts wurde hier musiziert. Dass nahezu alle Räume voll möbliert sind, verdankt der Burgherr seinem Urgroßvater, Graf Heinrich Karl Clam-Martinic. Dieser war während des Ersten Weltkriegs österreichischer Ministerpräsident, 1920 in Tschechien zum Staatsfeind erklärt und enteignet worden. „Wir konnten aber die ganzen Mobilien mitnehmen. Es gab einen Zug mit zehn Wagons voll mit Möbeln, die hierher übersiedelt wurden,“ erzählt der Burgherr auf sehr sympathische Weise. „Unseren Gästen können wir ein nicht zu übertreffendes Maß an Authentizität bis unter die Sitzflächen bieten.“

Besagter Großvater nahm noch jede Mahlzeit im großen Speiszimmer der Burg ein; die fünfköpfige Familie Clam-Martinic isst heute in der Herrschaftsküche. Hier wird im Sommer nicht nur für die Familie, sondern auch für Gäste gekocht; Die Einrichtung bis zu den Töpfen entstammt den Zwanzigerjahren. Ganz privat und nur von der Familie wird heute der Ahnensaal genutzt, in dem auch einer der ältesten Kachelöfen der Burg aus der Zeit um 1600 steht. Im prachtvollen Landschaftszimmer feiert die Großfamilie Weihnachten. „Dann wird die Tafel festlich eingedeckt und der Weihnachtsbaum steht in der Ecke des Raumes,“ erzählt Carl Philip.

Begleitend zu den Umbau- und Renovierungsarbeiten fing Carl Philip an, die Live-Konzerte, die ihren Anfang in den 80-er Jahren haben, zu professionalisieren: Er vermietet seit einigen Jahren bereits das Gelände rund um die Burg an die ClamLive Festival GmbH und bietet mit der imposanten Burg und der Tatsache, dass sie noch immer von der Familie bewohnt wird, nicht nur eine Traumkulisse, sondern auch für Gäste und Künstler ein einzigartiges Set Up. „Es ist Teil des Erfolgs, dass die Künstler sich hier bei uns wohlfühlen,“ sagt Carl Philip. „Die Topriege der Musikbranche mit Musikern und Bands wie OneRepublik, Bob Dylan, Santana und Pink, jetten um die Welt, geben ihre Auftritte und finden hier bei uns so etwas wie Familienanschluss. Alanis Morisette oder auch Bryan Adams sind fast Freunde geworden und etliche Musiker kommen immer wieder gerne.“ Auch mit dem Schauspieler Philipp Hochmair hat sich Carl Philip gut gesprochen als dieser mit seinem „Jedermann Reloaded“ auf der Burg Clam auftrat.

Nicht nur die Musiker und Schauspieler fühlen sich auf der Burg wohl, auch die Besucher, die die Gästezimmer mieten. Die Zimmer sind allesamt zwar mit stilvollen barocken Betten ausgestattet, aber auf dem neuesten Stand und alle Bäder neu eingebaut. Für den Gast ein Ort zum Wohlfühlen! In einer der Suiten war der bis 1989 regierende Fürst Franz Joseph von Liechtenstein häufig zu Besuch.

Neben den Konzerten gibt es noch die klassische Gutsverwaltung, Wald, Fischerei, ein kleines Wasserkraftwerk und den Friedwald auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht des Klambachs. „Mein Ziel ist es, das alles zu erhalten, zu ordnen und zu konsolidieren,“ erklärt der belesene und philosophisch interessierte Burgherr seine Lebensaufgabe. „Wenn ich das schaffe, kann ich zufrieden sein.“  Gerade hat er sein erstes Buch geschrieben: „Burg Clam 2000-2025“, ein viel bebildertes Werk, in dem die Veränderungen an der imposanten Burg und den angrenzenden Gebäuden besonders eindrucksvoll zu sehen und nachzuvollziehen sind.

„Hätte ich damals gewußt, was auf mich zukommt, weiß ich nicht, ob ich mich getraut hätte, das Amt anzutreten und die Burg und den Besitz zu übernehmen,“ schmunzelt Carl Philip. Ein Blick in das Buch und auf die Burg machen schnell und ganz eindeutig klar: Wie gut, dass er sich der Aufgabe angenommen hat!

 

Fotos: Bettina Futter

Text: Mag.Catherine Teufelberger

Fact rap: Burg Clam, Carl Philip Clam-Martinic

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