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Waldviertel

Eindrucksvolle Moorlandschaften prägen die Region, Naturparks, riesige einzeln verstreute Granitblöcke und hundert Teiche: Das Obere Waldviertel vom nördlichsten Punkt Österreichs entlang der tschechischen Grenze in Richtung Süden gehört ohne Frage zu einer der landschaftlich spektakulärsten Gegenden Österreichs. Heute ist die Natur rund um Städte wie Weitra, Gmünd und Litschau bekannt für herrliche Wanderwege, früher war hier vor allem die Glasindustrie beheimatet. Inmitten dieser atemberaubenden Natur sind wir zu Gast in einem Besitz, dessen Ursprung im Jahr 1635 liegt. Vor Kurzem von der Familie übernommen, haben die heutigen Besitzer das Gebäude restauriert, saniert und zu einem Juwel gemacht.

08. Oktober 2020

Das Obere Waldviertel war in Österreich wegen der hohen Waldbestände im 17./18. Jahrhundert bekannt für seine Glaserzeugung und -bearbeitung. Daher war dieses Juwel einer Wiener Familie, die ungenannt bleiben möchte, erst eine Feinschleiferei, dann, als die Glasproduktion weiterzog, wurde es zu einem Bauernhaus umgewidmet. In den 30er Jahren war das Gebäude eine Greißlerei, also ein kleines Lebensmittelgeschäft. „Mein Vater, ein Wiener, war im Krieg in dieser Gegend,“ erzählt der Besitzer die Geschichte. „Als Erwachsener wollte er meiner Mutter bei einem Familienurlaub die Landschaft hier zeigen. Dabei hat er erfahren, dass die alte Greißlerei zum Verkauf steht und hat sie sofort übernommen. Ein großes Glück!“ Vor zwei Jahren hat die Wiener Familie den Besitz vom Vater übernommen, ihn restauriert und liebevoll renoviert.

Der Ofen, auf dem die Familie auch kocht, ist in seinem Ursprung erhalten geblieben, so auch die alten, wunderschönen Kastenfenster. „Das Haus ist ein erhaltenswertes Gebäude im Naturschutzgebiet,“ erklärt der sympathische Besitzer. „Daher konnten wir nicht einfach alles verändern und neu machen – und wollten das auch gar nicht. Bei der Renovierung haben wir besonders darauf geachtet, dass die Türen den Originalen nachempfunden wurden und auch andere Details erhalten blieben.“ 

Der Tatsache, dass die Gegend bekannt ist für seine Glasindustrie, trägt die Hausherrin gerne Rechnung: Sie deckt am Liebsten die Noppenkrüge und –Becher, die noch immer im Waldviertel mundgeblasen hergestellt werden. Hier steckt die Geschichte sogar im Namen; die Kollektion heißt „Maria Theresia“.

Die Granitmauern des Gebäudes sind noch aus der Zeit seiner Erbauung im 17. Jahrhundert. Die Tür zum Schlafzimmer ist immer noch die der Greißlerei. Das Haus lebt durch seine Geschichte und strahlt einen unwiderstehlichen Charme aus. Viele der Möbel, wie die Kommode und einige der Stühle stammen aus Oberösterreich, aus der Familie der heutigen Besitzerin; der Bauerntisch im Salon aus Tirol. Das Haus ist hell und freundlich eingerichtet, so dass der Gast die lange Geschichte des Hauses nur erahnt, das Ambiente mutet fast modern an und lädt zum Wohlfühlen ein.

Im ausgebauten Dachgeschoß trifft auch Alt auf Neu: Die Dachkonstruktion ist Teil des Gebäudes seit der Erbauung, die zwar über die Jahrhunderte erneuert wurde, aber im Grundsatz erhalten blieb. Der österreichische Künstler Ty Waltinger hat für die Familie das große Kunstwerk gestaltet – jetzt passt es genau in das Dachgeschoß.

Ein besonders schönes Detail zur neueren Geschichte des Gebäudes ist die wunderbar ausladende Zitterpappel am Gebäude. „Mein Großvater hat sie aus Uelzen im Norden Deutschlands mitgebracht und eingepflanzt. Auf dem Lehmboden gedeiht sie sichtlich gut und ist von hier nicht mehr wegzudenken,“ meint der Besitzer.


Die Oase inmitten der schönsten Natur ist echtes Refugium und Wohlfühlort – nicht nur in Zeiten des „Social Distancing“. „Aber ich glaube, hier haben sie es erfunden,“ lacht der Besitzer. An diesem Ort kann man es genießen…..

Fotos:Bettina Futter

Text: Mag. Catherine Teufelberger