Edith Rhomberg

06. April 2017

Ein Walserhaus für sich genommen ist etwas ganz Besonderes und dieses hier ist ein echtes Schmuckstück. Es wurde  im Jahr 1688 erbaut und ist aber noch dazu in seiner neueren Geschichte auf die Familie einer der bedeutendsten österreichischen Skirennläuferinnen der Nachkriegszeit, Edith Zimmermann, übergegangen. Edith Zimmermann heißt jetzt Rhomberg , und sie und ihr Mann haben es 1974 von einer Tante gekauft. Seitdem ist das wunderbare Walserhaus mit seiner einzigartigen Geschichte im Besitz jener Skiläuferin, die für Österreich 1964 bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck Silber in der Abfahrt und gleichzeitig bei den Alpinen Skiweltmeisterschaften Silber in der Abfahrt und Bronze in der Kombination gewonnen hat. Wir sind zu Gast bei Familie Rhomberg in ihrem wunderbaren Haus in Lech am Arlberg.

 „Als wir das Haus übernahmen, war es in einem sehr schlechten Zustand,“ erzählt die sympathische Vorarlbergerin. „Es gab keinen Wasseranschluß, wir haben eine Elektroheizung eingebaut, das Dach erneuert  und eine Zufahrt geschaffen.“  Das Haus haben Edith und ihr Mann mit viel Fingerspitzengefühl in seiner ursprünglichen Form generalsaniert.  Es wurden wieder „Original-Walserfenster“,  die nicht mehr vorhanden waren, eingebaut, die Original-„Dielenböden“ wurden belassen.

Anfangs wissen wir gar nicht, was uns ehrfürchtiger machen sollte: Das wunderschöne alte Walserhaus in beeindruckendem Zustand oder das Zusammentreffen mit einer der erfolgreichsten Skirennläuferinnen der 60er Jahre. Aber Edith Rhomberg, geb. Zimmermann, ist so natürlich,  freundlich und gewinnend, dass wir sie sofort in unser Herz schließen. Ehrfürchtig nähern wir uns dem Schild über dem Eingang, auf dem steht: erbaut 1688 – renoviert 1982 und darunter, Familie Rhomberg. Der Großvater, Tobias Elsensohn, erwarb 1916 dieses Anwesen, Haus mit Stallgebäude und 2 ha landwirtschaftlichen Grund.

Auch im Haus selber ist alles mit viel Geschmack eingerichtet und erinnert doch sehr an früher. Dekorationselemente wie Teller, Skier, Körbe, wie auch eine alte Rodel und Schneeschuhe hat Edith Rhomberg mit viel Sorgfalt ausgesucht und geschmackvoll in Szene gesetzt. Sie tragen sehr zu dem warmen, wohligen Ambiente bei und lassen vergessen, wie sehr die Walser hier in den langen Wintern gefroren haben müssen.

Dass die ehemalige Skirennläuferin ihren Humor nicht verloren hat, ist auf Grund ihrer schweren Verletzungen , die sie sich während  ihrer Karriere zugezogen hat, vorbildlich. „In meiner Jugend  bin ich mit den Skiern zur Schule gefahren,“ sagt sie unter  Schmunzeln. Da kommt das Skifahren automatisch, es gab ja nichts anderes.

Edith Rhomberg , in Lech geboren, in Zürs aufgewachsen, stand nach ihrer Hochzeit mit dem Bauunternehmer Walter-Heinz Rhomberg auf dem Höhepunkt ihrer sportlichen  Karriere. Auch wenn es ihr schwer fiel, stand es für sie damals völlig außer Frage, dass  sie sich als Ehefrau und spätere Mutter dreier Kinder um die Familie kümmern wollte.

Im Walserhaus lädt die gemütliche Stube zum Verweilen mit den Kindern, Enkelkindern und Gästen ein.

Der Kachelofen im Wohnzimmer stammt noch von früher, wurde überholt, und wird auch heute noch zum Einheizen verwendet. Er strahlt eine besonders  angenehme Wärme aus.

Bei der Rundumsanierung des wunderschönen alten Hauses ist noch etwas ursprünglich und stammt aus dem Jahre 1688. Die alte „Rauchkuchl“,  die Rauchküche, in der auf offenem Feuer gekocht wurde. Um sie aber wirken zu lassen und um auch nicht ständig in einer derart kleinen Küche wirtschaften zu müssen, hat sich die patente Vorarlbergerin auch hier etwas einfallen lassen: Es gibt eine zweite praktische Küche im Nebenraum. Ein echter Kunstgriff, der sich durch das ganze Walserhaus  zieht: Es ist beeindruckend schön, erstrahlt in seinem alten Glanz und ist doch von Grund auf neu gestaltet. Damit ist es für jeden eine Freude – ohne Einbußen -  der knapp 330 Jahre nach der Erbauung darin wohnt. Das ist mindestens so beeindruckend  wie die Besitzerin selber.