Karin Brunnmayr / koch-kerzen
Es ist die betriebsamste Zeit im Jahr in der Kerzenmanufaktur koch-kerzen im idyllischen Waldviertel, als wir uns Mitte November dort einfinden. Man könnte auch sagen - jetzt ist die Hochzeit des Lichts!*
Über eine Schotterstraße durch einen Wald nähern wir uns einer Lichtung auf der das Ensemble aus drei Gebäuden, das ehemals ein Bauerngehöft war, aufragt. Fast fühlt man sich in einer Kulisse für einen Fantasyfilm mit Trollen oder Elfen, soweit das Auge reicht, nur Wiesen und Wald.
Zur märchenhaften Stimmung passt auch der Duft, der uns empfängt, als wir die Tür zu einer der letzten Kerzenmanufakturen in Österreich öffnen. Gepaart mit einer kontemplativen Atmosphäre, niemand verströmt hier hektische Betriebsamkeit, möchte man am liebsten gleich mitanpacken.
11. Dezember 2024
Nathan Streibl, der Inhaber von koch-kerzen, empfängt uns und nimmt sich Zeit uns in sein Handwerk einzuweihen.
Gleich am Beginn unseres Rundgangs steht das Herzstück. Eine eigens für koch-kerzen konstruierte Tunk -Anlage zur Spitzkerzenherstellung. Durchgefärbte Spitzkerzen sind der Ferrari unter den Kerzen. Unglaubliche 30ig mal müssen sie in Wachs getaucht werden, bis sie vollendet sind. Und der Tauchvorgang muss millimetergenau variiert werden, um eben die konisch zulaufende Form zu generieren. Es gibt sie in unterschiedlichen Längen, der Star sind die 45cm langen, an Eleganz kaum zu toppen. Durchgefärbte Kerzen sind übrigens nicht nur eine optische Augenweide, sondern haben auch eine wesentlich längere Brenndauer.
Die Koch´sche Kerzenpracht beschränkt sich natürlich nicht auf Spitzkerzen. Im nächsten Gebäude, in das uns Nathan führt, steht alles im Zeichen der Stumpen Kerzen, die jetzt im Advent Hochsaison haben. Und im Dach schließlich, wo sich der Werksverkauf befindet, Kerzen in allen erdenklichen Formen und Farben, soweit das Auge reicht. Auch handgegossene und durchgefärbte mit dem klingenden Namen Monaco. 16 Arbeitsschritte sind notwendig, 100% per Hand gefertigt. Alles, was das Herz begehrt oder in dem Fall – Alles Wachs das Herz begehrt.
Es ist den gesamten Rundgang über spürbar, der charmante Kerzenmacher Nathan brennt für sein Handwerk und der Funke springt auch über. Er hat 2015 den Betrieb von seinem Vater übernommen und man fühlt, er achtet die Tradition und ist aber
gleichzeitig dem Neuen zugewandt. Es gibt den Spruch, „Tradition bedeutet, das Feuer weitertragen und nicht die Asche“. Diese Manufaktur ist ein wunderbares Beispiel dafür.
Neben der handwerklichen Topqualität fällt während unserer Zeit in der Manufaktur der achtsame und wertschätzende Umgang untereinander auf. Es gibt Mitarbeiter die Nathan schon kennt, seit er ein Kleinkind war und die ihm so viel beigebracht haben. Auch sein Vater ist da und unterstützt in dieser, für die Manufaktur so wichtigen, Saison. Ein echter Familienbetrieb. Ja das ist es -alles ist hier echt und wohltuend klar. Wie ein Antitoxin zu Social Media. Diese Atmosphäre hier tut gut, man möchte am liebsten bleiben.
Danke Nathan für die erhellenden Einsichten in dein schönes Handwerk. Weiterhin viel Erfolg mit deiner wunderbaren Kerzenmanufaktur. Wir kommen wieder.
Ganz beseelt und Feuer und Flamme verlassen wir diesen Ort. Kurzerhand nehmen wir uns den Rest des Tages frei und fahren nach Unterloiben in der Wachau. Bei blauem Himmel und strahlendem Sonnenschein kehren wir zum späten Lunch beim Loibnerhof Knoll ein. Die geliebten Marillenknödel hatten leider nicht Saison, aber das tut unserer guten Stimmung keinen Abbruch. Ein Gefühl tiefer Dankbarkeit kommt auf. Einfach nur dankbar, für eine Profession die einen an Orte wie diese führt & dankbar für Momente wie diese, die man dann auch noch, cherry on the top, mit einer Freundin teilen kann.
PS: Als „Bonustrack“ zu dieser Story gibt es ein Foto eines weihnachtlich dekorierten Tisches zum Afternoon Tea bei mir zu Hause. Mit koch-kerzen natürlich.
*Es gibt ein wunderbares Buch von Albert Camus mit dem gleichnamigen Titel, das zusammen mit Kerzen eine schöne Geschenkidee wäre
Fotos: Bettina Futter
Text: Gastautorin Karin Brunnmayr und Mag.Catherine Teufelberger
Fact rap: